Ein Blog
von Sky & Meckie

Gruselspaziergang

Wie ich auszog die Angst zu verlieren.

Gruselspaziergang – Wie ich auszog die Angst zu verlieren.

Eigentlich lief heute alles wie immer. Am Vormittag die kleine Rebenrunde mit dem ganzen Rudel, danach ein Mittagsschläfchen und um 14 Uhr hat uns Herrchen dann ins Auto gepackt. Wir sind zum Waldrand gefahren und ich durfte natürlich vor Meckie aussteigen und Gassi gehen. Ihr wisst ja, ich bin der Bestandshund, Meckie ist der Nachzügler. Der muss warten bis er dran ist.

Heute habe ich sogar nur das Funkhalsband anbekommen und kein Geschirr. Das Vertrauen von Herrchen, dass ich keinen Mist baue, scheint zu wachsen. Das freut mich, denn ich finde auch das ich mich in den letzten Monaten sehr zum positiven verändert habe. Vor allem was meinen Angst vor unheimlichen Geräuschen angeht. Zugegeben hat mir der Dackel dabei sehr geholfen aber das muss er ja nicht wissen, sonst wird Meckie noch eingebildet.

Dann ging es los, zuerst auf einem Weg den ich schon kenne und dort gab es einen Haufen zu schnüffeln. Deshalb habe ich auch erst nicht gemerkt, dass wir dieses mal viel weiter gelaufen sind als sonst. Ich kenne den Weg weiter hinten zwar von früher, wir haben ihn aber in der letzten Zeit gemieden, weil man dort an manchen Tagen die Arbeiten in einem Steinbruch hört. Die Geräusche finde ich extrem gruselig, vor allem den großen Bagger der die Steine zerklopft.

Ich bleibe stehen und lausche und dann höre ich auch schon das krachen der Schaufel auf den Steinen. Zuerst ganz leise aber je näher wir kommen, umso lauter wird es. Ich werde immer schneller, nehme den Kopf ein Stückchen runter und klappe die Rute ein. Ich stehe am beginn einer Angstattacke, kämpfe aber dagegen an obwohl sich mein Magen schon zu schnürt und der Fluchtimpuls immer größer wird.

Da höre ich Herrchen wie durch eine Nebelwand rufen „such“! Moment mal, was heißt da „such“? Kein Abruf, keine Leine, kein trösten, wie sonst wenn es mich gruselt, sondern suchen. Toll, suchen spiele ich am liebsten, ich drehe um, sause zu Herrchen und fange an mein Leckerli zu suchen. Kaum habe ich es gefressen, höre ich den Bagger wieder und ich zucke erneut zusammen.

Herrchen hält mir ein Leckerchen hin, ich nehme es. Das macht er immer, wenn er probieren will wie groß meine Angst ist. Ist sie zu stark, kann ich nicht fressen. Dann fliegt auch schon das nächste Stückchen „such“ und ich renne los. Immer wenn ich suche, kann ich fast alles ausblenden und da vergesse ich den Steinbruch ein weiteres mal. So schwanke ich immer wieder zwischen Angst und Spiel, bis die Geräusche leiser werden. Uff geschafft, ich kann entspannen.

Vielleicht ist der Bagger ja gar nicht so schlimm, es ist nichts passiert und wir haben toll gespielt und ich bin nicht in meiner Angst versunken. So habe ich etwas geschafft, was seit Monaten nicht möglich war. Wir können die Rund fortsetzen und müssen nicht zurück zum Auto. War das etwa Herrchens Absicht?

Wir laufen weiter, spielen, albern rum, haben Spaß. Da, der nächste Schock. Ich höre einen Habicht, das Geräusch vertrage ich überhaupt nicht. Rute runter, Ohren … hoppla, da kommt ein Leckerchen gefolgen, hinterher, lecker und das nächste und das nächste. Dann darf ich wieder suchen. Das ist trotz aller Angst ein toller Spaziergang heute und den blöden Vogel hat Herrchen bestimmt nicht extra bestellt um mich zu stressen. Ich bleibe ein bisschen in seiner Nähe, wenn er gerade so großzügig mit dem Futter ist.

Eine letzte Prüfung muss ich heute noch bestehen, bevor wir wieder Zuhause sind. Auf unserem Weg liegt noch ein Grundstück mir zwei riesigen Hunden die immer einen Wahnsinns Aufstand proben, wenn jemand vorbei geht. Die sind besonders gruselig. Als der erste anfängt zu bellen, rutscht mir schon das Herz in die Hose und ich schaue zu Herrchen aber Heute ist alles anders. Statt mich hinter sich zu bringen oder mir „Fuß“ zu befehlen sagt er „lauf“ und macht eine entsprechende Handbewegung.

Das muss er mir nicht zweimal sagen und ich sprinte los, so schnell es geht. Mit ein bisschen Sicherheitsabstand zu den Kläffern warte ich auf Herrchen, der flott nach kommt. Es ist ganz toll, wenn ich der Angst auch einmal nachgeben darf und ein Stück weiter warten kann.

Danach kommen wir in eine Gegend, die ich wieder sehr gut kenne, alleine deswegen nimmt der Stress schon ab. Es gibt aber auch keine komischen Geräusche oder fürchterliche Tiere mehr. Außerdem ist es von hier aus nicht mehr weit zum Auto.

Wenn ich ehrlich bin, reicht es mir aber auch für Heute.

Eure Schnodderschnuten

(Gruselspaziergang – Wie ich auszog die Angst zu verlieren.)